Du kennst das: Du triffst einen Freiberufler oder Selbstständigen, der es „geschafft“ hat. Das kann bedeuten, dass derjenige von seiner Tätigkeit leben kann. Oder es heißt, dass er deiner Ansicht nach attraktive Projekte stemmt.
Aber ist dir mal aufgefallen, dass manche dir nicht verraten, wie verdammt nochmal sie das gemacht haben? Dass sie dir mit allgemeinen Aussagen kommen? Fünf Gründe, warum das so ist und was du tun kannst, um trotzdem das wertvolle Wissen zu erhalten.
1. Sie haben Angst vor Konkurrenz
Klar, wir leben in einem Wettbewerb. Aber das Mangeldenken, es gäbe zu wenig für alle, ist eine schlechte Grundeinstellung. Warum ist das so? Naja, wenn ich denke, dass es da draußen Leute gibt, die mir die Aufträge wegschnappen, dann setze ich mich ständig selbst unter Stress. Andauernd muss ich kämpfen, gegen – ja, gegen wen eigentlich? Will ich jeden Freelancer in meinem Metier bekämpfen?
Freiberufler mit einem solchen Mindset sehen andere als Bedrohung an, also auch dich. Auf eine seltsame Art kannst du dich deswegen auch geschmeichelt fühlen. Denn das bedeutet, dass sie dich ernst nehmen. Schöner wäre es allerdings, sie würden dich als Kollegen und nicht als Gegner sehen. Das hätte auch Vorteile für sie.
2. Sie wollen ihr Wissen nicht teilen
Klingt ziemlich egoistisch, oder? Dahinter steckt die Überzeugung, dass sie so etwas wie einen Anspruch auf ihr Wissen haben.
„Ich habe diese teure Programmierausbildung an Hochschule XY gemacht – und das soll ich einfach so hergeben?“
Erinnern wir uns: Bildung war eines der Hauptkriterien, weshalb ganze Bevölkerungsgruppen keinen Zugang zu einem erfüllten Leben hatten. Weshalb diese Menschen weder lesen, noch schreiben, noch rechnen konnten. In einigen Ländern dieser Welt ist das leider immer noch so. Ist es daher wirklich klug, Bildung als etwas Exklusives und nur für wohlhabende Leute zu betrachten?
Nein, genau anders herum wird ein Schuh draus! Du hattest finanzielle Möglichkeiten, eine Ausbildung zu machen? Klasse! Dann hilf anderen, die nicht diese Chance hatten, auch Zugang dazu zu bekommen – und zwar durch dich. Und weißt du, was dann passiert? Du wirst als Autorität und zwar im kompetenten Sinne wahrgenommen. Man wird dich über deine Großzügigkeit und deine Bereitschaft, zu helfen, kennen und schätzen lernen.
So denkt wie gesagt nicht jeder Freiberufler. Dazu gehört nämlich ein gewisses Maß an Freigiebigkeit.
3. Sie können ihr Wissen nicht teilen
Nicht immer steckt dahinter eine böse Absicht. Manche Freiberufler sind einfach keine guten Mentoren bzw. Mediatoren. Sie wissen selbst nicht, wie sie dahin gekommen sind, wo sie heute stehen. Wahrscheinlich können sie dir vage Schlüsselereignisse oder von einigen entscheidenden Begegnungen erzählen.
Aber hierbei musst du besonders vorsichtig sein: Wir Menschen neigen dazu, unsere eigene Biografie zu verzerren. Das hat mit unserem Erinnerungsvermögen zu tun, das höchst subjektiv ist. So relativieren wir Schmerzen, Leid und lange Durststrecken. Das erkennst du dann an Sätzen wie
„Das war eigentlich alles gar nicht so schlimm.“
Doch, war es! Du denkst nur nicht gern an diese üble Zeit zurück. Oder:
„Im Nachhinein sehe ich es gelassener.“
Halte dir vor Augen, dass es nur sehr, sehr selten die Begegnung oder den alles entscheidenden Tag gab. Rückschläge gehören zum Erfolg dazu – das musste ich mühsam lernen, weil ich mit genau diesem völlig verschobenen Bild von Erfolg unterwegs war.
Wie ein Rennfahrer, der mit 300 km/h ins Ziel braust. Aber so läuft es nicht. Auf der Straße des Erfolges fährst du eher mit einem klapprigen Gebrauchtwagen die Serpentinen hoch, hältst an Straßensperren, musst unterwegs die Handbremse ziehen und den Keilriemen tauschen, musst nochmal anhalten und 500 Meter zurücklaufen, weil dir das Benzin ausgegangen ist – ich denke, du weißt, worauf ich hinauswill …
Also: Nicht alle Freelancer sind gute Mentoren. Sie erinnern sich nicht mehr, wie ihr Erfolg eigentlich zustande kam.
4. Sie wollen Geld dafür haben
Jetzt sind wir doch beim Thema. 😉 Freigiebigkeit ist schön und gut, aber warum sollte man sein komplettes Fachwissen für lau anbieten, wenn man es in Online-Kursen, E-Books, Coachings usw. verpacken kann? Damit wir uns richtig verstehen: Das sind Dienstleistungen, die viel Arbeit machen. Auch das ist Content, in den die Leute Tage und Wochen, wenn nicht gar Monate Zeit, Leidenschaft und Geld investiert haben. Das ist in Deutschland noch nicht so richtig angekommen.
Doch wir brauchen auch eine ansprechende Form für dieses Wissen. Stelle dir mal vor, du hättest einen Tag lang Zugang zum kompletten Fachwissen in deinem Bereich (was natürlich Quatsch ist, da Wissen ständig wächst, aber für unser Beispiel nehmen wir es mal an). Würdest du dieses geballte Wissen an einem Tag aufnehmen können? Ganz ehrlich, selbst beim tollsten Videokurs würdest du irgendwann sagen: „Ich kann nicht mehr.“ Du bist gesättigt an Eindrücken, bis oben hin voll.
Es ist völlig legitim, wenn du dein Wissen spannend aufbereitest und dafür Geld verlangst.
5. Sie halten sich für überlegen
Es gibt sie natürlich auch hier, die Menschen mit Ego. Sie belächeln dich. Sie glauben, weiter, besser, erfolgreicher usw. zu sein, als du es jemals sein wirst. Um sich darin zu bestätigen, teilen sie gar nicht erst ihr Wissen mit dir. Ist natürlich logisch: Wenn ich es einem Newcomer so richtig schön schwermachen, ihn sogar noch mit Falschinformationen in die Irre zu führen versuche, wird derjenige länger brauchen.
Allerdings sind solche Taktiken ziemlich durchschaubar. Und wenn der heutige Anfänger ein paar Jahre Erfahrungen gesammelt hat, wird er rückblickend erkennen, was du da im Sinn hattest. Und du kannst dir vorstellen, was für einen Ruf jemand genießt, der sich so verhält.
Wie du an Wissen kommst
Jetzt eine gute Nachricht: Viele Freelancer teilen sehr gern ihr Wissen mit dir. Wichtig ist, dass du auf der Suche nach diesen Menschen bleibst. Schreibe eine freundliche Nachricht an potenzielle Kontakte und formuliere deine Bitte höflich. Frage, ob ihr bei Gelegenheit telefonieren könntet o. Ä. Freiberufler kennen die Härten des Einstiegs und sind durchaus bereit, dir Tipps zu geben. Aber: Geh‘ bitte niemandem auf die Nerven und schreibe nicht gleich die großen Influencer an, wenn du gerade erst anfängst. Wir Freelancer arbeiten uns hoch – vom Kleinen ins Große.
Die zweite Variante lautet: Investiere! Kaufe einen Online-Kurs. Ja, hole dir ein E-Book, auch wenn es 20 € kostet. Was sind 20 € für 300 Seiten Wissen? Das sind nicht einmal 7 Cent pro Seite!
Ich sagte es bereits: In Deutschland ist die Zahlungsbereitschaft für digitale Produkte noch gering. Weil wir lieber 20 Euro für Bratwürste, Bier und Brötchen ausgeben, als dasselbe Geld in unsere Zukunft zu investieren. Die meisten Kursleiter und E-Book-Autoren bieten sogar ein Rückgaberecht und die Erlaubnis zum Teilen der Inhalte mit Freunden an. Was will man mehr? Sei also nicht geizig, wenn es um deine Chancen geht.
Dasselbe lässt sich übrigens auch auf Hosting-Dienste, Website-Templates, Logos usw. übertragen. Es gibt da ein schönes Sprichwort: Was nichts kostet, ist nichts wert.
Fazit
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb andere Freelancer dir keine Tipps zum Weiterkommen geben. Manche wollen nicht, manche können nicht. Andere wiederum bauen ihr Geschäftsmodell auf ihrem Wissen auf, was völlig legitim ist, sofern es anderen nützt. Investiere also ein paar Euro in dich und deine Zukunft als Freelancer und halte nach Menschen Ausschau, die ihr Wissen gern mit dir teilen.
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